HOLD THE LINE
2024, RauminstallationMaster Absolvente ausstellung von Universität der Künste, im Ballhaus Ost, Berlin
Master-Absolventenausstellung der Universität der Künste im Ballhaus Ost, Berlin
Wartezimmer sind Teil der Geschichten, der Träume und Forderungen, werden jedoch häufig mit unangenehmen Emotionen wie Frustration, Wut und Enttäuschung in Verbindung gebracht. Denn das Sozialsystem erfordert äußerst komplexe Dokumente, Verfahren und eine rasante Digitalisierung, die zu Schwierigkeiten führt. Aufgrund dieser Komplexität geben viele Menschen, die wirklich Hilfe benötigen, aus Angst vor dem Prozess auf, bevor sie überhaupt etwas anfangen. Als Frau, Nicht-EU-Bürgerin und Studentin habe ich dieses Warten viele Male in verschiedenen öffentlichen Einrichtungen erlebt und weiß sehr gut, wie einschüchternd diese Komplexität und Verfahren sein können. Dieses Gefühl habe ich sichtbar in den öffentlichen Raum mit unterschiedlichen Medien dargestellt, wie ein starker Vanille-Raumduft, ein Video, das auf dem Bildschirm läuft und zeigt, wie Leute ohnmächtig werden, und ein hochfrequenter Piepton, der im Raum läuft.
Wir warten auf etwas, das sich unserer Kontrolle in einer sich ständig verändernden Welt entzieht. Der Warteraum birgt sowohl ein Gefühl der Ungeduld als auch eine erzwungene Stille. Die Außenstehenden - die Einsamen, die Mittellosen, die Ungesunden, die Unmutigen - suchen einen Warteplatz mit Hoffnung. Doch die Welt hilft ihnen nicht, und dieser Raum verbleibt zwischen den Grenzen, die keine Antworten bieten können.
taz - Watte, Borsten, Farbenflut von Noemi Molitor